Viele Terminologieprojekte starten vielversprechend, um dann ins Leere zu laufen. Häufig liegt das an der Komplexität des Themas und der Vielzahl an Beteiligten.
In der neuesten Ausgabe der tk legt TermSolutions Geschäftsführerin Prof. Dr. Rachel Herwartz in einem spannenden Artikel dar, wie agiles Terminologiemanagement hier gegensteuern kann: Am Beispiel eines virtuellen Corona-Terminologieprojekts.
Vom Auto über die Software zur Terminologie
Agiles Projektmanagement wurde in der Autoindustrie entwickelt. Später wurde das „Kanban-Prinzip“ aus der Fertigung auch in der Softwareentwicklung eingesetzt. Für die komplexen Projekte, die klassischerweise in der IT realisiert werden, hat sich agiles Projektmanagement als vielversprechend erwiesen, stellt Rachel Herwartz fest. Hierbei gehe es weniger um neue Methoden als um die Etablierung einer neuen Denkweise, eines Frameworks für die Arbeit im Team. Der Fokus: das Ziel in vielen kleinen Schritten gemeinsam zu erreichen. Und das lässt sich wunderbar auf die Terminologiearbeit übertragen, davon ist die Autorin überzeugt.
Agile Methoden in der Terminologiearbeit
Agile Projektmanagementmethoden helfen Terminologie-Teams, sich selbst zu organisieren. Die iterativen Prozesse mit kleinen Inkrementen erhalten dabei nicht nur den Arbeitsfluss, sondern auch die Motivation – insbesondere dann, wenn die Teamarbeit virtuell abläuft. Ein Pilotprojekt, das Rachel Herwartz im Sommersemester 2020 als Studiengangsleiterin des MA Translation Management an der Internationalen Hochschule SDI München realisiert hat, zeigt das. Weil das Masterstudium pandemiebedingt komplett online ablief, bot sich das virtuelle, agile Terminologie-Projekt mit dem Fokus auf Corona perfekt an.
Konsistente Terminologie für neuronale maschinelle Übersetzung
Um den riesigen Bedarf an Übersetzungen in Krisenzeiten schnell und effektiv zu bedienen, kommt man um neuronale maschinelle Übersetzung nicht herum, so die Einschätzung der Autorin. Fehle aber die fachspezifische Datenbasis mit konsistenter Terminologie, sei das Ergebnis notgedrungen fehlerhaft. Im Rahmen des Hochschulprojektes stellt Rachel Herwartz mit ihren Studierenden die verschiedenen Corona-Glossare deshalb in einem Terminologieverwaltungssystem zusammen und gleicht sie ab. Zur Verbesserung bestehender Corona-Übersetzungen werden dann Begriffe exportiert. Ziel ist eine weltweit frei zugängliche Datenbank mit Covid-19-Terminologie, die von allen Nutzern kommentiert, bearbeitet, in verschiedenen Formaten heruntergeladen und in Übersetzungssysteme eingebunden werden kann.
SCRUM-Rollen und Sprints im Unternehmensalltag
Im Artikel beschreibt Herwartz ausführlich, wie der agile Prozess im Detail abläuft. Dabei geht sie auf SCRUM-Rollen ein und wie diese besetzt werden. Sie klärt auf, wie man „Increments“ definiert, den „Sprint Backlog“ pflegt und so „sprinted“, dass Tasks realisiert werden. Wie agile Terminologiearbeit über das Projektbeispiel hinaus in der täglichen Arbeit im Unternehmen aussehen kann, erläutert die Autorin ebenfalls. Dabei zeigt sie am Beispiel der Mitutoyo Corporation, dass sich auch laufende Terminologiearbeit für den agilen Ansatz eignet.
Die aktuelle Printausgabe der tk ist bereits per Post auf dem Weg zu allen tekom-MItgliedern.
In Kürze wird der vollständige Artikel auch auf der tk-Internetseite veröffentlicht.